Heilige Therese von Lisieux

Die dritte Kirchenlehrerin ist die hl. Therese von Lisieux. Sie zeigt uns durch ihr Leben und durch ihre Schriften einen Weg zu Gott, der für jeden Menschen guten Willens gangbar ist. Sie nennt ihn den „Kleinen Weg“ der Hingabe und des Vertrauens. 

Den Weg der hl. Therese von Lisieux kann man klein nennen, weil er nichts Außerge-wöhnliches fordert und weil wir im Vertrauen darauf, dass Gott allein uns heilig machen kann und will, ja sagen dürfen, zu unserer menschlichen Armseligkeit und Kleinheit. Dennoch ist er ein Weg der Nachfolge Christi, der keine Unentschiedenheit, kein Zögern und keine Mittelmäßigkeit verträgt. 

Texte aus den Briefen und den Selbstbiographischen Schriften der hl. Therese: 

Ein einige Stellen aus dem Werk Thérèses

Manuskript A Seite 66

Gott ließ mich erfahren, dass der wahre Ruhm jener ist,
der ewig dauert, und dass es nicht notwendig ist
glänzende Taten zu vollbringen um ihn zu erlangen,
sondern sich zu verbergen und die Tugend in einer Weise zu üben,
dass die linke Hand nicht weiß, was die rechte tut ( Mt 6,3).

197. Brief 17.9. 1896

Bleiben wir weit weg von allem was glänzt.
Lieben wir unsere Kleinheit. Lieben wir es, nichts zu fühlen.
Dann sind wir arm im Geist, und Jesus wird uns abholen,
so weit wir auch entfernt sein mögen.
Er wird uns in Flammen der Liebe verwandeln.

„Meine Schwester Therese“ (Herold Verlag) Seite 62

Man muß alles tun, was in seinen Kräften liegt:
geben, ohne zu zählen, sich ständig loslassen, mit einem Wort,
seine Liebe durch all die kleinen Werke, deren man fähig ist, beweisen.
Da all das jedoch eine geringfügige Sache ist, ist es notwendig,
dass wir - nachdem wir alles gegeben haben,
was wir glaubten, geben zu müssen - eingestehen,
„unnütze Knechte" (Lk 17,10) zu sein, und dennoch hoffen,
dass Gott alles, was wir ersehnen, aus Gnade geben wird.
Das ist die Hoffnung der kleinen Seelen,
die auf dem Weg der Kindheit ,laufen". Ich sage „laufen“
und nicht „sich darauf ausruhen".

143. Brief

Ich habe die Erfahrung gemacht:
Wenn ich gar nichts empfinde, wenn ich nicht in der Lage bin,
ein Gebet zu sprechen, die Tugend zu üben,
dann ist das der gegebene Augenblick, kleine Gelegenheiten zu suchen,
Nichtigkeiten, die Jesus Freude machen, größere Freude
als die Herrschaft über die Welt oder gar das großmütig durchlittene Martyrium;
zum Beispiel: ein Lächeln, ein liebenswürdiges Wort, wenn ich Lust hätte, nichts zu sagen
oder ein gelangweiltes Gesicht zu machen, und so weiter....

Manuskript C Seite 264

Ich bin eine sehr kleine Seele,
die Gott nur sehr kleine Dinge anbieten kann.

Manuskript A Seite 185

Will Gott schöne Gedanken und erhabene Gefühle, so hat er seine Engel....
Er könnte sogar Wesen erschaffen, die so vollkommen sind,
dass sie keinerlei Schwächen unserer Natur haben.
Aber nein, er erfreut sich an den armen, kleinen Geschöpfen,
die schwach und hilfsbedürftig sind....Zweifellos gefällt ihm das besser!

„Meine Schwester Therese“ (Herold Verlag) Seite 41 

Ich möchte deinen Willen vollkommen erfüllen
und zu der Stufe der Herrlichkeit gelangen,
die du mir in deinem Reich bereitet hast.
Mit einem Wort: Ich möchte heilig werden.
Doch fühle ich meine Ohnmacht,
und ich bitte dich, o mein Gott,
sei du selbst meine Heiligkeit.

Autobiogr. Schriften

Welche Freude zu denken, dass Gott gerecht ist, das heißt,
dass Er unserer Schwäche Rechnung trägt,
dass er um die Gebrechlichkeit unserer Natur genau weiß.
Wovor sollte ich mich also fürchten? 

Jesus zeigt uns,
dass es die kleinsten aus Liebe vollbrachten Handlungen sind,
die ihn gefangennehmen.
Käme es darauf an, große Dinge zu tun, wie wären wir zu bedauern?
Doch wie glücklich sind wir, weil Jesus sich durch die kleinsten Dinge fesseln lässt ...

191. Brief 12.7.1896

Es sind die kleinen Kreuze, die unsere ganze Freude ausmachen.
Sie sind alltäglicher als die schweren und bereiten das Herz,
diese anzunehmen, wenn es der Wille unseres guten Meisters ist. 

148. Brief 13.8.189

Nichts habe ich in meinen Händen.
Alles, was ich habe, alles was ich gewinne,
ist für die Kirche und die Menschen.
Würde ich achzig Jahre alt, ich wäre immer noch genauso arm. 

Die letzten Worte 12.7

Jesus hat eine so unbegreifliche Liebe zu uns, dass er will,
wir sollen mit ihm teilhaben am Heil der Menschen.
Er will nichts ohne uns tun.
Der Schöpfer des Alls wartet auf das Gebet einer armen, kleinen Seele,
um die anderen zu retten,
die wie jene mit dem Preis seines Blutes erkauft worden sind.

135. Brief 19. 8. 1892

Die Heiligkeit
besteht nicht in dieser oder jener Übung;
sie besteht in der Einstellung des Herzens,
die uns in den Armen Gottes demütig und klein macht,
in der wir uns unserer Schwachheit bewusst sind
und bis zur Verwegenheit auf die Güte des Vaters vertrauen.

„Die letzten Worte“ 3.8.1897

Sie erinnern mich an das Kleinkind,
das noch nicht laufen kann.
Da es seine Mutter auf der Höhe einer Treppe erreichen will,
hebt es seinen kleinen Fuß,
um die erste Stufe zu besteigen. Vergeblich!
Immer wieder fällt es zurück, ohne voranzukommen.
Nun, willigen Sie ein, dieses kleine Kind zu sein.

aus den Akten zur Heiligsprechung 488

Durch die Übung der Tugenden heben Sie immer Ihren kleinen Fuß,
um die Stufen der Heiligkeit heraufzusteigen.
Doch Sie werden es nicht einmal schaffen, die erste Stufe zu erreichen.
Aber Gott verlangt von Ihnen nur den guten Willen.
Bald wird er, von Ihren vergeblichen Anstrengungen besiegt, selbst hinuntersteigen,
Sie in seine Arme nehmen und Sie für immer in sein Reich führen.

 

243. Brief 7.6.1897

Sobald Gott sieht, dass wir von unserem Nichts überzeugt sind, reicht er uns die Hand.
Wollten wir noch den Versuch unternehmen, etwas Großes zu tun,
selbst wenn es unter dem Vorwand des Eifers geschähe, lässt uns Jesus allein.
,Sobald ich aber sage: ,Mein Fuß gleitet aus!' stützt mich, Herr, deine Huld. (Ps 94,18).
Ja, es genügt, sich zu demütigen, mit Geduld seine Unvollkommenheiten zu ertragen.
Das ist die wahre Heiligkeit!

 

89. Brief 26. 4. 1889

Mein Jesus, was macht es, wenn ich jeden Augenblick falle?
Daran erkenne ich meine Schwäche.
Das ist für mich ein großer Gewinn.... Du siehst was ich kann,
und bist jetzt umso eher bereit, mich zu tragen....
Tust du es nicht, dann passt es dir eben, mich am Boden zu sehen.
So werde ich mich nicht beunruhigen,
sondern immer werde ich dir die Arme entgegenstrecken, bittend und liebevoll.
Ich kann einfach nicht glauben, dass du mich liegen lässt.

 

258. Brief 18.7.1897

Ich werde ihnen sagen,
wie sie auf dem stürmischen Meer der Welt segeln müssen:
mit der Hingabe und Liebe eines Kindes, das weiß, dass sein Vater es gerne hat
und es in der Stunde der Gefahr nicht allein lassen kann.

„Die letzten Worte“ 15. Juni 1897

Gott will, dass ich mich ihm wie ein ganz kleines Kind überlasse.
Es sorgt sich nicht darüber, was man mit ihm anstellen wird. 

Manuskript C Seite 215

Der liebe Gott flößt keine unerfüllbaren Wünsche ein,
ich darf trotz meiner Kleinheit nach der Heiligkeit streben;
mich größer machen ist unmöglich; ich muss mich ertragen wie ich bin,
mit all meinen Unvollkommenheiten;
Deine Arme sind der Aufzug,
der mich bis zum Himmel hinaufheben soll, Jesus.
Dazu brauche ich nicht zu wachsen. Im Gegenteil!
Ich muss vielmehr klein bleiben, es immer mehr werden.
Mein Gott du hast meine Erwartungen übertroffen,
und ich, ich will deine Barmherzigkeit preisen.