Heiliger Johannes vom Kreuz

Der hl. Johannes vom Kreuz ist Kirchenlehrer und lebte von 1542 bis 1591 in Spanien. Er war einer der ersten beiden Karmeliten, die die hl. Teresa von Avila für ihre Reform gewinnen konnte.

Er gilt als der Patron der spanischen Dichter, denn er hat in wunderbaren Dichtungen das Leben der vertrauten Freundschaft mit Gott besungen. Bis heute gilt er als Wegweiser und spiritueller Meister sehr vieler Gottsuchender Menschen.  Aus diesem Grunde hat ihm die Kirche hat den Titel: Doktor mysticus verliehen.  

Werke: S=Subida (Aufstieg), CA+CB= Cantico (Geistl. Gesang), N=Noche (Dunkle Nacht),
L= Llama (Flamme) und Ep=Epistolario (Briefe)

 Ein paar Stellen aus dem Werk Johannes‘

 Gebet des verliebten Menschen

Herr Gott, mein Geliebter!
Wenn du immer noch an meine Sünden denkst
und deshalb das, was ich fortwährend erbitte, nicht gewährst,
so erfülle deinen Willen in ihnen, mein Gott,
denn das ist es, was ich vor allem möchte,
und übe deine Güte und Barmherzigkeit aus
und du wirst in den Sünden erkannt.
Und wenn es so ist, daß du auf meine Werke wartest,
um mir durch dieses Mittel meine Bitte zu gewähren,
dann gib und wirke du sie mir, und gib mir die Schmerzen,
die du empfangen möchtest; ja, so geschehe es!
Und wenn du nicht auf meine Werke wartest,
worauf wartest du dann, mein mildester Herr? Warum säumst du noch?
Denn wenn es letztendlich Gnade und Barmherzigkeit sein soll,
worum ich dich in deinem Sohn bitte,
dann nimm mein Scherflein, denn das willst du ja,
und gib mir dieses Gut, denn auch das willst du.
Wer wird sich von seinen unzulänglichen Verhaltensweisen
und Begrenztheiten befreien können, wenn nicht du, mein Gott,
ihn in lauterer Liebe zu dir erhebst?
Wie aber wird sich der in Unzulänglichkeiten gezeugte
und aufgewachsene Mensch zu dir erheben,
wenn nicht du ihn erhebst, o Herr,
mit der Hand, mit der du ihn erschufst ?
Du nimmst mir ja nicht weg, mein Gott, was du mir
in deinem einzigen Sohn Jesus Christus einmal gegeben hast,
und in ihm hast du mir alles gegeben, was ich möchte;
deshalb freue ich mich, denn du zögerst ja nicht,
wenn ich voll Erwartung bin.
Warum wartest du noch und schiebst es noch weiter hinaus,
da du Gott in deinem Herzen doch schon jetzt lieben kannst?
Mein sind die Himmel und mein ist die Erde;
mein sind die Völker, die Gerechten sind mein und mein die Sünder;
die Engel sind mein, und die Muttergottes und alle Dinge sind mein,
ja Gott selbst ist mein und für mich, denn Christus ist mein und ganz für mich.
Was erbittest und suchst du also noch, meine Seele?
Dein ist all dies, und alles ist für dich.
Gib dich nicht mit etwas Geringerem ab und schiele nicht auf die Brosamen,
die vom Tisch deines Vaters fallen.
Laß das alles und rühme dich deiner Herrlichkeit;
verbirg dich in ihr und freue dich,
und du wirst erlangen, was dein Herz erbittet.

 

 Zitate des Hl. Johannes vom Kreuz

  • Der ganz lautere Geist lässt sich nicht auf seltsame Wunderlichkeiten noch auf menschliche Rücksichten ein, sondern tauscht sich allein und abgesondert von allen Formen innerlich in köstlicher Ruhe mit Gott aus, denn sein Erkennen geschieht in gottgewirkter Stille. 
  • Der in Gott verliebte Mensch ist ein behutsamer, sanftmütiger, demütiger und geduldiger Mensch. Der harte Mensch wird in seiner Eigenliebe noch härter. Wenn du in deiner Liebe, o guter Jesus, den Menschen nicht zärtlich machst, wird er immer in seiner naturgemäßen Härte verharren. 
  • Wer den rechten Augenblick verpasst, ist wie einer, der einen Vogel aus der Hand freigelassen hat; er wird ihn nicht wieder zurückbekommen.
  • Wenn der Mensch Raum schafft dann wird er alsbald leuchtend und Gott gleichgestaltet sein, und es teilt ihm Gott sein übernatürliches Sein derart mit, dass er Gott selbst zu sein scheint und hat,  was Gott selbst hat.  hl. Johannes vom Kreuz Aufstieg II 5.7
  • Der Vater der Lichter  der sich ohne Ansehen der Personen  wie der Sonnenstrahl  in Überfülle überallhin ergießt, wo er nur Raum findet, zögert nicht, noch hält er es für gering, seine Seligkeit bei den Menschenkindern auf dem Erdenrund zu haben. hl. Johannes vom Kreuz Flamme 1.15
  • Man möge es nicht für unglaubwürdig halten, dass bei einer bereits erprobten, geläuterten, im Feuer der Betrübnisse und Mühsale und vielfältiger Versuchungen geprüften und in der Liebe für treu befundenen Menschenseele … die Erfüllung dessen nicht ausbleibt, was der Sohn Gottes versprochen hat, nämlich dass, wenn jemand ihn liebt, die Heiligste Dreifaltigkeit zu ihm kommen und festen Wohnsitz in ihm nehmen werde (Joh 14,23)  hl. Johannes vom Kreuz, Lebendige Liebesflamme1,15
  • Gott wohnt in allen Seelen geheim und verborgen, sonst könnten sie nicht bestehen. Aber in einigen weilt er allein, in anderen nicht allein; hier mit Wohlgefallen, dort mit Widerwillen. In einigen weilt er wie in seinem eigenen Hause, wo er alles lenkt und leitet, in anderen wie ein Fremdling, den man nichts gebieten und nichts tun lässt. Je weniger eine Seele von eigenen Begierden und Neigungen eingenommen ist, desto mehr ist er darin allein und wie im eigenen Haus, und je mehr allein, desto verborgener weilt er auch darin. hl. Johannes vom Kreuz Lebendige Liebesflamme 4,4