Die Wurzeln auf dem Berg Karmel

Foto: Berg Karmel

Der Karmel- ein 25 km langer und 6 km breiter Gebirgszug in Palästina, hat von frühester Zeit an eine spirituelle Anziehungskraft ausgeübt. Er ist ein, an Höhlen reicher Ort, an dem sich frühchristliches Mönchtum in entwickelte. Am Fuß des Vorgebirges des Berges befindet sich die Grotte des Elija. 

Eines der historisch gesicherten Dokumente vom Beginn des Ordens ist neben der Karmel-Regel die so genannte Rubrica Prima. Sie sieht das Karmelgebirge als „eine Stätte für Menschen, die die Einsamkeit dieses Berges im Hinblick auf das Schauen der himmlischen Dinge wirklich lieben.“
Wie tief die ersten Karmeliten von diesem mystischen Raum des Karmels durchdrungen waren, zeigte sich, als sie von ca. 1238 an durch die vorrückenden Sarazenen gezwungen wurden, Palästina zu verlassen. Dieser erzwungene Auszug bedeutete nicht nur einen physischen Anschlag und eine psychische Entwurzelung, sondern vor allem eine geistige Herausforderung: 

„Wie kann man Karmelit bleiben ohne Karmelberg?" 

Ihre Antwort lautete: 

„Ziehe an jedem Ort, an dem du wohnst, fort aus dem Endlichen, und gehe hinein in den unendlichen Raum, der Gott ist. Mache aus jedem Ort einen Karmel." 

Das „Buch der ersten Mönche", nach der Regel die wichtigste frühkarmelitanische Schrift, erklärt denn auch, daß Karmeliten außerhalb des Karmelgebirges zu Recht „...deshalb Karmeliten genannt werden, weil sie sich im Geist Elijas in Stille und Einsamkeit von der Welt frei machen, um ganz Gottes zu werden. Alle, die diesen mystischen Raum des Karmels betreten, sind wahrhaft Karmeliten, sowohl jene, die auf dem Berg Karmel, als auch jene, die anderswo wohnen.“ 

Die ersten Karmeliten haben die monastische elijanische Tradition, die es auf dem Berg Karmel zur Zeit der Gründung bereits gab, aufgegriffen. Fraglich ist, wie und wodurch sie dazu Zugang gefunden haben. Gab es zu dieser Zeit orthodoxe Mönche und Eremiten auf dem Berg, die dieses Gut hätten vermitteln können? Nach der Rubrica Prima, die eine kurze Selbstdarstellung ist, die 1281 den ersten Ordenssatzungen vorrangestellt wurde, sowie nach dem Schluss des Pseudo-Cyrillus-Briefes, der von der Zeit der Regelgebung handelt, scheint eine positive Beantwortung dieser Frage begründet zu sein. 

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