Zeugnisse von Schwestern des Klosters über ihren Glaubensweg

Wenn wir Schwestern im Karmel auf unser Leben zurückblicken, entdecken wir zumeist den roten Faden der Liebe Gottes, der uns durch Täler und Höhen sicher hindurchgeführt hat. In manchen Abschnitten unseres Lebens hat ER ganz liebevoll ein besonderes Muster gewoben. Dieses Muster war immer dann zu erkennen, wenn eines SEINER Worte, ein besonderer Satz des Evangeliums, uns persönlich tief getroffen, angesprochen und gerufen hat. Gottes Wort ist lebendig und kraftvoll.

Diese Erfahrung haben alle von uns in je persönlicher Weise gemacht. Gott hat uns in verschiedenen Zeiten unsres Lebens angesprochen, gerufen und geführt, und mehr und mehr an sich gezogen. Letztendlich hat Er uns dann in Karmel der Mater Dolorosa geführt und wir sind froh und dankbar darüber.

Zeugnis Sr. Johanna

Gottes Wirken ist immer unbegreiflich, ER übersteigt all unser Erkennen. Einige von uns Schwestern haben Sein Werben schon in der Kindheit erfahren. Im Matthäusevangelium lesen wir: „Da brachte man Kinder zu ihm, damit er ihnen die Hände auflege und für sie betete. Die Jünger aber wiesen die Leute schroff ab. Doch Jesus sagte: Lasst die Kinder zu mir kommen, und hindert sie nicht. Denn Menschen wie ihnen gehört das Himmelreich.“ In der Zeit nach meiner Erstkommunion war ich mit zwei Freundinnen im Kino. Wir schauten uns einen Film über die heiligen Bernadette von Lourdes an. Das Beispiel dieses Mädchens hat mich tief beeindruckt. Ich wollte auch wie sie eine Heilige werden und eine ganz besondere Beziehung zur Muttergottes haben. Ich habe begonnen mir in meinem Zimmer, das ich mit meiner Schwester teilte, eine Gebetsecke einzurichten. Am Abend vor den Einschlafen betete ich immer noch den Rosenkranz und wachte oft in der Nacht mit gefalteten Händen auf. In dieser Zeit wurde mir auch bewusst, dass am Ende des Lebens, im Angesicht des Todes, nur die Liebe zählen würde. Aus ganzem Herzen wollte ich gut sein und wollte die Liebe leben. Diese Entscheidung hat mein ganzes Leben geprägt.

Zeugnis Sr. Pia

Im  Markusevangelium steht der Bericht vom Reichtum und der Nachfolge: „Als sich Jesus auf den Weg machte, lief ein Mann auf ihn zu, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Jesus antwortete: Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut außer Gott, dem Einen. Du kennst doch die Gebote: Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen, du sollst keinen Raub begehen, ehre deinen Vater und deine Mutter! Er erwiderte ihm: Meister, all diese Gebote habe ich von Jugend an befolgt. Da sah ihn Jesus an, und weil er ihn liebte, sagte er: Eines fehlt dir noch: Geh, verkaufe, was du hast, gib das Geld den Armen, und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben, dann komm und folge mir nach! Der Mann aber war betrübt, als er das hörte, und ging traurig weg, denn er hatte ein großes Vermögen.“

Es gab eine Zeit in meinem Leben, in der diese Schriftstelle immer etwas in Bewegung brachte in mir. Obwohl ich bereits mein Leben aus dem Glauben lebte, in einer Gebetsgruppe war und ein intensives Gebetsleben führte, spürte ich die Sehnsucht, mich noch mehr an Gott zu binden. Ich war einfach unsicher, ob ich nicht doch eine Berufung zum Ordensleben hätte. Ich wollte nicht traurig weggehen, wie der reiche Jüngling, sondern unter dem liebevollen Blick Jesu bleiben.So setzte ich mich an einem schönen Sommertag auf den Balkon meiner Wohnung und machte eine Liste für oder gegen einen Ordenseintritt. Die Liste mit nein wurde immer länger, warum sollte ich meine schöne Wohnung und den Beruf, der mir Freude machte, aufgeben? Trotzdem war mir bewusst, dass jetzt der Moment gekommen war eine Entscheidung zu treffen. Nicht Gott oder die Menschen zwangen mich zu etwas, sondern die große Sehnsucht ganz für Jesus zu leben half mir mein JA zu sagen. Im gleichen Augenblick erfüllte mich tiefer Friede und große Freude. Es dauerte dann noch 2 Jahre bis ich meinen Platz gefunden hatte. Aber die Sicherheit: Ich bin von Gott gerufen! , konnte mir niemand mehr nehmen. Gern denke ich an den Tag meiner Entscheidung zurück und immer wieder spüre ich den Frieden und die Freude von damals!

Eine kleine Geschichte von Sr. Elia : Sternstunden

Wieder einmal saß Gott auf seiner Schöpferbank. Immer wenn in Gott die Liebe aufwallte, begab er sich eilends zu dieser Bank. Hier schaute er genüsslich in sich hinein und zog den Menschen aus sich heraus um ihn sanft auf die Erde zu setzen. Die Erde hatte er den Menschen anvertraut. Neben der Freude, die er an ihr hatte, weil er seine ganze Liebe in sie ergießen konnte, machten die Menschen ihm auch viel Kummer und Leid.
Doch seine Liebe war stärker. Es begab sich, an einem frühen Vormittag, als Gott auf seiner Schöpfungsbank saß, dass er mich voll Liebe und Sanftmut aus sich herauszog.

Mir war noch ganz schwummelig. Denn in Gott, musst du wissen, ist alles, - ja – wer könnte das je ausdrücken?
Du, sagte Gott, ich will dich als Mensch in meine geliebte Schöpfung schicken.
Nein, ich will nicht, kam es zurück. Ach, seufzte Gott, wie oft werde ich das von dir hören! Beschämt ließ ich meinen Kopf sinken. Ich wollte doch bei Ihm bleiben.

Du, sagte ich zu Gott, auf der Erde ist es dunkel und kalt. Ich kann dich nicht sehen, noch hören, noch fühlen. Ich werde weit weg von dir sein. Du bist Geist, und ich werde mit Sinnen leben müssen, die gegen dich rebellieren. Als Mensch will ich vielleicht gar nichts mit dir zu tun haben…Du weißt doch, was die Menschen immer wieder anstellen. Wie sie gegen dich arbeiten und wie dein Widersacher ihnen dabei hilft. Die Taten der Menschen sind böse.

 Gott nahm mich in seinen Schoß, drückte mich fest an sein Herz und flüsterte mir zu: „Du hast recht. Viel Dunkelheit wird dich umgeben, du wirst die Sünde spüren, d.h. wider mich sein. Es wird sehr weh tun.
Ich verrate dir jetzt ein Geheimnis, dass nur die Menschen kennen: du willst den Ort wissen, wo ich bin, wenn du als Mensch lebst? Ich sage dir, du selbst bist dann die Herberge, in der ich wohne, die Kammer und das Versteck, in dem ich verborgen lebe. Es bedeutet ein großes Glück und eine große Freude für dich zu sehen, dass ich dein ganzes Gut und deine ganze Hoffnung dir so nahe bin.
Es macht dich glücklich, wenn du zu verstehen beginnst, dass ich dir niemals fehle, auch wenn du sie Sünde spürst, als wärest du der größte Sünder auf Erden. Dein ganzes Unvermögen, mich zu lieben, dein „ich will nicht“, dein Versagen, dein Kämpfen, di Leiden mit den Menschen, die ich dir auf deinen Lebensweg schicken werde, besonders auch dein Leiden an dir selbst – denk daran, es gibt einen Erlöser. In ihm habe ich den Menschen alles gesagt. In ihm haben sie das Heil in Fülle.

Noch etwas wichtiges: Wenn du viel Leere und Traurigkeit, viel Sinnlosigkeit, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit erfährst, wenn du nicht mehr weiter weißt, dann such mich nicht außerhalb deiner selbst, denn du hast in deinem Innern deine Reichtümer, deine Wonnen, deine Befriedigung, deine Sättigung und dein Reich, nämlich mich, deinem Geliebten, nach dem deine Seele sich sehnt. Präge dir gut ein: Freu dich und sei fröhlich in deiner inneren Sammlung mit mir, denn du hast mich so nahe. Hier sehne dich nach mir, hier bete mich an, und geh mich doch nicht außerhalb deiner selbst suchen; denn du wirst dich nur zerstreuen und ermüden und du wirst mich nirgends sicherer und schneller und näher finden und dich an mir freuen, als in dir selbst.

Noch eines, sagte Gott, siehe meine Liebe. Ich werde dir all die Mühsal und Beschwer mit der Köstlichkeit ewigen Lebens, noch auf der Erde, vergelten und alle Schuld begleichen mit dem Lohn meiner unaussprechlichen Liebe.
Ich teile mich dir mit so echter Liebe mit, dass es keine mütterliche Zuneigung gibt, die ihr Kind so zärtlich herzt, keine Geschwisterliebe oder freundschaftliche Beziehung, die man damit vergelten könnte; denn die Zärtlichkeit und echte Liebe, mit welcher ich, der unermessliche Vater, dich verwöhnt und groß macht, geht sogar so weit, dass ich mich dir unterstelle, um dich groß zu machen, so als wäre ich dien Diener und du mein Herr.

Wie sollte ich dieser Liebe widerstehen? Gott, ich habe noch eine Bitte, sagte ich ganz leise. Wenn die Worte „Ich will nicht“ an dein Ohr dringen, überhöre sie…

Dann drückte er mich ganz fest an seine Brust und blies seinen göttlichen Atem in mich…