Übersiedlung nach Europa

Foto: Bucht von Haifa mit dem Berg Karmel im Hintergrund

In den folgenden Jahren wurden die Karmeliten durch die immer häufigeren Einfälle der Sarazenen vom Karmel vertrieben und kehrten in ihre Ursprungsländer zurück. Es entstanden Niederlassungen der Karmeliten in England, in der Provence in Frankreich, in der Lombardei, in der Toskana in Rom, Sizilien, Aquitanien und in Deutschland. Aus dem hl. Land nahmen die Karmeliten jedoch den Namen mit: Brüder der seligsten Jungfrau vom Berge Karmel. Hier in den verschiedenen europäischen Ländern und ihrer Kultur wurden die Karmeliten wurzellos und unsicher über sich selbst. Während dieses Prozesses geistiger Heimatlosigkeit und des Suchens nach einer eigenen Identität fand das Generalkapitel von 1247 statt. Das Kapitel sandte zwei Mitbrüder nach Rom mit der Bitte, zweifelhafte Punkte in der Regel zu verdeutlichen und zu verbessern und einige Verpflichtungen zu ändern. Papst Innozenz IV. beauftragte damit zwei Dominikaner und bestätigte ihre Arbeit. 

 Anerkennung der Karmeliten als Ordensgemeinschaft

Drei Punkte sind von nun an klar: 

 1. Dadurch, dass die drei Gelübde (Gehorsam, Armut, Keuschheit) am Beginn dieser Lebensform stehen, sind die Karmeliten fortan offiziell Ordensleute. 

 2. Die Berater biegen die Regel mit Hilfe kleiner Änderungen (Häuser haben in den Städten; gemeinsam essen im Refektorium; mit dem Volk zusammen die Horen beten; bettelnd umherziehen als Form apostolischen Lebens) in die Richtung einer Mendikantenregel. 

 3. Innozenz IV. lässt keinen Zweifel daran, dass die Lebensform des Albertus eine Regula ist. Damit geht ein ein halbes Jahrhundert währender Prozeß zu Ende. 

 Erste Reformbemühungen

Durch die Pest, die Europa im 14. Jahrhundert mehrmals heimsuchte und durch den Hundertjährigen Krieg, war die Bevölkerung des Abendlandes, aber damit auch der Orden des Karmel in seinem Bestand arg geschwächt. Die Regel konnte vielfach nicht mehr in ihrer vollen Strenge beobachtet werden. So wurde bei Papst Eugen IV. um Milderung angesucht. Diese Milderung wurde 1432 in der Bulle „Romani Pontificis“ offiziell bestätigt. Unter anderem wurde dadurch das Abstinenzgebot aufgehoben und die Bindung an das Verweilen in der Zelle wurde gelockert.
Der sel. Johannes Soreth (1405-1471) führte jedoch schon bald als Ordensgeneral erste Reformversuche durch, die jedoch auf das nördliche Europa beschränkt blieben.