Gründung des weiblichen Karmel

Unter dem Generalat des sel. Johannes Soreth schloss sich dem Orden auch ein weiblicher Zweig an, der sogenannte II. Orden, dem dieselbe Regel grundgelegt wurde.
Foto: Erste Frau, die mit dem Habit der Karmeliten eingekleidet wurde.
Der Teresianische Karmel
Teresa von Avila gründete 1562 das erste weibliche Reformkloster des Karmelitenordens.
Fünf Jahre später folgte 1567 eine zweite Gründung in Medina del Campo. Es folgten weiter
1568 in Malagön und Valladolid, 1569 in Toledo und Pastrana, 1570 in Salamanca, 1571 in Alba de Tormes, 1574 in Segovia (von Pastrana wegverlegt), 1575 in Beas de Segura und in Sevilla, 1576 in Caravaca (in Teresas Auftrag durch Ana de San Alberto), 1580 in Villanueva de la Jara und in Palencia, 1581 in Soria, 1582 in Granada (in Teresas Auftrag durch Johannes vom Kreuz und Ana de Jesüs}; und zuletzt 1582 in Burgos.
Insgesamt sind es 16 Klöster der Karmelitinnen, die Teresa zur Gründerin haben dürfen.
Mit Hilfe des Johannes vom Kreuz wird sie aber auch zur Gründerin eines neuen männlichen Ordenszweiges im Karmel (Duruelo 28.11.1568), so dass sie zu den wenigen Frauen in der Kirche zählt, die auch einen Männerorden gegründet haben.

Wer war Teresa von Avila?
bzw. Teresa von Jesus, wie sie sich selbst genannt hat?
Teresa de Ahumada wurde am 28. März als 3. Kind der 2. Ehe des Don Alonso Sánchez de Cepeda mit Beatriz de Ahumada geboren. Aus der 1. und 2. Ehe des Don Alonso stammen drei Töchter und 9 Söhne.
Der Großvater Teresas war Juan Sánchez de Toledo. Er war ein begüterter jüdischer Kaufmann und mit Inés de Cepeda verheiratet. Im Jahre 1485 ließ er sich, gemeinsam mit seiner ganzen Familie taufen. Durch diesen Umstand gehörte er, wie auch Don Alonso, der Vater Teresas, zu den Conversos, einer bis ins 18. Jahrhundert hinein diskriminierten Bevölkerungsschicht in Spanien. Auffallend bei Teresa und ihren Geschwistern ist, dass kein einziges von ihnen den Nachnamen des Vaters Sánchez übernommen hat.
Als Teresa 13 Jahre alt ist, stirbt ihre Mutter. Als Kind war sie eher endzeitlich ausgerichtet. Sie „...möchte bald in den Himmel kommen.“ Ihre Interessen ändern sich, sobald „...ich zu begreifen begann, welche natürlichen Reiz mir der Herr gegeben hatte......ich gewöhnte mich daran, Ritterromane zu lesen.....ich begann, aufwendige Kleider zu tragen, und wünschte, durch mein Aussehen zu gefallen......“
Bücher und verschiedenen Begegnungen tragen dazu bei, dass ....meine Seele begann, sich ? erneut an das Gute meiner frühen Kindheit zu gewöhnen.“
Nun beginnt ein hartes Ringen um ihre Berufung. Doch schließlich tritt sie am 2. 11. 1535 in das Kloster der Menschwerdung in Avila ein. „Sobald ich eingekleidet wurde, gab mir der Herr bald schon zu verstehen, wie sehr er denen beisteht, die sich entschlossen selbst überwinden, um ihm zu dienen, was bei mir jedoch keiner vermutete, sondern nur größte Bereitschaft.“
In den Jahre von 1538 bis 1542 war Teresa schwer krank, Dabei durchlitt sie auch eine viertägige Totenstarre. Auch nach ihrer Genesung erfreute sie sich nie einer guten Gesundheit. Ihr Leben in diesen Jahren ist gekennzeichnet durch ein leidenschaftliches Ringen um das innere Gebet. Lange Zeit fürchtete sie sich vor der Stunde des Betens mehr, als vor einer schweren Busse, die man ihr auftragen könnte, so schreibt Teresa. Ihr Leben ist aber auch begleitet von mystischen Erfahrungen. Das war für sie zunächst das Gefühl der Gegenwart Gottes, schließlich aber die Erfahrung der Einwohnung Gottes in ihrer Seele.
Mit 39 Jahren erfährt sie das, was sie später ihre Bekehrung nennen wird. Vor einem Bild des leidenden, mit Wunden bedeckten Christus erkennt sie schmerzlich ihre totale Ohnmacht. Sie hatte schon lange ihre Begrenztheiten existentiell zu verspüren bekommen.
„...ich hatte zu mir kaum noch Vertrauen, sondern setzte nun mein ganzes Vertrauen auf Gott.“
„Wenn ich seine Liebe, die er zu mir hatte, betrachtete, fasste ich wieder Mut, denn das Vertrauen auf seine Barmherzigkeit habe ich nie verloren, das auf mich aber oft.“
Sie darf nun das spürbare Wirken Gottes in ihr erfahren.
„Der Herr hat mich – nach dem, wie es jetzt aussieht – in den rettenden Hafen hineingeholt.“
Beweggrund zur Klosterstiftung
Was war für Teresa der Beweggrund, das Kloster San Jose in Avila und schließlich die weiteren Klöster zu gründen?
Zunächst erkannte sie in ihrem Umfeld Bedingungen, die ihr für ein Wachsen und Vertiefen ihrer Gottesbeziehung hinderlich erschienen. Teresa hatte intensive Kontakte zu Personen außerhalb des Klosters und wurde auch sehr oft zu Besuchen eingeladen, bzw, von ihren Oberen dazu beauftragt. So geht es ihr zunächst darum, eine geeignete Umgebung zur Beobachtung ihrer Regel und Ordenssatzungen zu finden, einen geschützten Ort und Raum, um ein Leben intensiven Gebetes führen zu können.
Teresa wusste auch um die Reformbedürftigkeit des Ordenslebens in Spanien. Darum geht es ihr auch um die Förderung des Dienstes Gottes, um die Erneuerung des Ordens vom Karmel und des Ordenslebens überhaupt.
Die Erweiterung oder Vertiefung des Ordensideals geschieht durch Teresas existentielle Begegnung mit den „Protestanten“, wie sie schreibt, bei denen es sich eigentlich um die Hugenotten in Frankreich handelte. Dadurch wird ihr Gründungsideal apostolisch.
Nun geht es ihr um die Kirche – „für die Verteidiger der Kirche, die Prediger und Theologen" -, sie ist aber auch bereit, „ihr Leben tausendmal hinzugeben, um eine der vielen Seelen zu retten, die ich verlorengehen sah".
Unter dem Eindruck dieser Begegnung bestimmt sie im Weg der Vollkommenheit diesen Einsatz für die Kirche zum Sinn und Ziel ihres Klosters.
Die Begegnung mit den Indios, die ihr und ihren Schwestern der Franziskanermissionar Alonso Maldonado vermittelt, bringt ihr Gründungideal zur Vollendung und Fülle. Zur apostolischen Dimension ihres Ordensideals kommt nun noch die universale, es wird zu einem Heilsuniversalismus, der keine Grenzen mehr kennt, sondern alle Menschen umfasst und retten will.
Teresa hat ein Werk geschaffen, das weniger eine Reform als vielmehr eine Neuschöpfung und eine Gründung ist, die die Heilige unter die größten Gestalten der Kirche und der Gegenreformation einreiht.