Wie wird man Karmelitin?

Am Anfang steht die Sehnsucht....

Der Anruf Gottes Karmelitin zu werden:

Spürst du eine große Vertrautheit im Umgang mit Gott?
Ahnst du, dass er etwas mit Dir „vor hat“?
Erlebst du eine große Dankbarkeit für all das, was Gott geschaffen hat und was Er dir täglich schenkt und möchtest du IHN einfach aus ganzem Herzen dafür loben und preisen?
Nimmst du Gottes große Liebe zu Dir wahr und möchtest du diese Liebe in die Welt hinein zu allen Menschen tragen?
Hast du Sehnsucht, dass das Evangelium, die frohe Botschaft Jesu, zu viele Menschen gelangt und möchtest du Priester und Missionare mit deinem Gebet unterstützen?
Spürst du, dass Leid und Dunkel und Sünde in dieser Welt übermächtig sind und dass es Menschen bedarf, die all das im Gebet vor Gott tragen und dadurch unsere Welt heiler werden kann?

Vielleicht ruft Gott dich zu einem Leben ganz im Gebet?

In unserer Welt braucht es Menschen, die nach außen hin  aktiv sind.
Es braucht aber auch Menschen, die innerlich ganz wach und aktiv sind und die voll Erwartung das Ankommen Gottes in dieser Welt erwarten.

Die leisen Kräfte sind es, die das Leben tragen (Guardini)

Suchst du Freunde, die dich auf dem Weg mit Gott begleiten? Wir begleiten gerne junge Frauen auf dem Weg ihrer Berufungssuche. Bist du interessiert? –  Melde dich bei uns und komm für ein Gespräch oder für ein paar Tage bei uns vorbei.

Schritte auf dem Weg ins Kloster

Schritt 1: Melde dich einfach bei uns per Mail oder Telefon und komme einmal bei uns vorbei. Für einen ersten Kontakt kann das für ein paar Tage im Gästezimmer sein, verbunden mit Gesprächen mit einer Schwester. Du bist immer eingeladen zu unseren Gebetszeiten und wenn du willst, kannst du auch mitarbeiten.

Schritt 2: Wenn du länger Zeit hast und du deine Berufung konkreter prüfen möchtest, besteht auch die Möglichkeit als Präpostulantin mit uns zu leben. Für einen Zeitraum von bis zu 3 Monaten kannst mit uns leben, beten, arbeiten. Eine Schwester begleitet dich. So kannst du prüfen, ob du den Weg als Schwester in Maria Jeutendorf gehen willst.

Schritt 3: Der Stufenweg im Kloster

Wenn es Dir und uns nach einer Zeit des gegenseitigen Kennenlernens klargeworden ist, dass Gott dich in unsere Gemeinschaft gerufen hat, dann kannst du um Aufnahme in die Gemeinschaft bitten. Mit deinem Eintritt beginnt das Postulat, die Zeit des Eingewöhnens und des sich Zurechtfindens im Kloster.

Nach ca. einem Jahr beginnt das zweijährige Noviziat mit der Einkleidung. Hier empfängt die Schwester den Ordenshabit und ihren Schwesternnamen. Das Noviziat ist eine Zeit der intensiven Auseinandersetzung mit der persönlichen Berufung und der Berufung der klösterlichen Gemeinschaft, in der sie jetzt lebt. Dabei erhält die Novizin Unterricht in Fragen des Glaubens, der Liturgie, der Geschichte des Karmel und der Karmelheiligen. Sie wird vertraut gemacht mit der Klosterregel und mit den Gebräuchen des Klosters.

Die zeitliche Profess kann die Novizin nach dem Noviziat ablegen, wenn die Mehrheit der Gemeinschaft der Zulassung zur Profess für zunächst ein Jahr zustimmt. Mit der zeitlichen Profess nimmt die Schwester für einebegrenzte Zeit die Verpflichtung auf sich, nach den monastischen Gelübden Keuschheit, Armut und Gehorsam zu leben. Insgesamt dauert die zeitliche Profess zumindest drei Jahre.

Die ewige Profess findet für gewöhnlich drei Jahre nach der ersten zeitlichen Profess ablegung statt. In der ewigen, feierlichen Profess bindet sich die Schwester in den drei Gelübden für immer an Gott. Sie übergibt sich der Ordensgemeinschaft und möchte mit der Gnade des Heiligen Geistes in Dienst, Gebet und Selbstverleugnung zur Vollendung der Liebe gelangen.

Die ewige Profess bildet den Abschluss der Initiation ins karmelitischen Leben. Sie bildet damit aber auch einen Höhepunkt im Anfangen. Das Ablegen der ewigen Profess ist ein endgültiger Schritt, den es ein Leben lang täglich neu zu verwirklichen gilt.
Mit diesem Schritt sagt dieSchwester ganz "Ja" zum Ruf Gottes an sie. In der Gemeinschaft, in die sie aufgenommen wird, lebt sie künftig ganz und gar, ohne eigenen Besitz und ohne Lohn für ihre Arbeit. Es wird ihr aber das Nötige nie fehlen, weder an Herausforderung noch an Lebensunterhalt, weil die Gemeinschaft jeder zuteilen wird, was sie braucht.

 

Jemand muss zuhause sein,
Herr,
wenn du kommst.
Jemand muss dich erwarten,
oben auf dem Berg
vor der Stadt.

Jemand muss nach dir Ausschau halten
Tag und Nacht.
Wer weiß denn, wann du kommst?

Jemand muss wachen
unten an der Brücke,
um deine Ankunft zu melden,
Herr,
du kommst ja doch in der Nacht
wie ein Dieb.

Wachen ist unser Dienst,
wachen.
Auch für die Welt.

Sie ist so leichtsinnig,
läuft draußen herum
und nachts ist sie auch nicht
zuhause.
Denkt sie daran,
dass du kommst?
Dass du ihr Herr bist
und sicher kommst?

Herr,
durch meine Zellentüre
kommst du in die Welt
und durch mein Herz
zum Menschen.
Was glaubst du, täten wir sonst?
Wir bleiben, weil wir glauben.
Zu glauben und zu bleiben
sind wir da -
draußen
am Rande der Stadt.

Herr,
jemand muss dich aushalten,
dich ertragen,
ohne davonzulaufen.
Deine Abwesenheit aushalten,
ohne an deinem Kommen
zu zweifeln.
Dein Schweigen aushalten
und trotzdem singen.
Dein Leiden, deinen Tod mit aushalten
und daraus leben.
Das muss immer jemand tun
mit allen anderen.
Und für sie.

Und jemand muss singen,
Herr,
wenn du kommst,
das ist unser Dienst:
Dich kommen sehen und singen.
Weil du Gott bist.
Weil du die großen Werke tust,
die keiner wirkt als du.
Und weil du herrlich bist
und wunderbar wie keiner.

Silja Walter