Geschichte von Maria Jeutendorf

Wir Schwestern haben uns hier im Karmel der Mater Dolorosa, der Mutter der Schmerzen zusammengefunden. Wir haben uns nicht gegenseitig ausgesucht. Gott selbst ist es, der uns zusammengeführt hat. Aber nun freuen wir uns, hier eine Heimat gefunden zu haben in dem kleinen Dorf Maria Jeutendorf. Unser Kloster ist direkt an die Pfarr - und Wallfahrtskirche angebaut. Kirche und Kloster liegen auf einem Hügel. Unter uns liegt das Dorf ausgebreitet, in der Mitte das Schloss Jeutendorf mit einem Park und einem Teich. Dahinter wissen wir die umliegenden Dörfer, nicht weit weg die Landeshauptstadt St. Pölten. Für die Menschen dieser Dörfer, dieser Stadt und dieses Landes zu beten, sie dem Herrn hinzuhalten, dazu fühlen wir uns gerufen. Doch wie ist es zur Gründung unseres Klosters gekommen? Werfen wir einen Blick zurück in die Geschichte.

Der Name Jeutendorf
Der Name Jeutendorf wird 1210 erstmals erwähnt. 1248 wird eine Kapelle „capella Jaettendorf" genannt, die von Kapelln aus betreut wurde. Diese Kapelle war dem hl. Nikolaus geweiht.

Baron Maximilian von Sala - der Stifter
Die Kirche und das Kloster Jeutendorf verdanken ihre Entstehung dem Baron Maximilian von Sala. Er entstammte einer oberitalienischen Adelsfamilie und kaufte 1676 das Schloß. Er studierte die Rechte, wurde 1691 Rector Magnificus an der Universität Wien, war Gesandter am Regensburger Reichstag und bekleidete von 1689 bis zu seinem Tod 1701 das Amt eines niederösterreichischen Regierungskanzlers und Hofrates.
Das Gnadenbild der Mater Dolorosa
Seine Frau Johanna Dorothea, eine geborene Rossi, hatte ein Marienbildnis von ihrem Vater geerbt. Nun geschah es, dass die älteste Tochter Maria Anna schwer erkrankte. Da nahm Maximilian Zuflucht zu dem Bild der „Schmerzhaften Muttergottes" und fand Erhörung.
Errichtung einer Kapelle
Aus Dankbarkeit für die Genesung seines Kindes ließ er zur Verehrung des Bildes 1678 auf dem Hügel gegenüber vorn Schloß eine Kapelle errichten. Diese Kapelle wurde jedoch 1683 von den Türken zerstört. Das Gnadenbild hatte man allerdings rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Bereits 1686 wurde die Kapelle wieder errichtet.
Serviten werden nach Jeutendorf gerufen
Zur ständigen Betreuung des Gnadenbildes und der Kapelle gründete Maximilian von Sala nun ein Servitenkloster. Der Stifterbrief wurde am 1. November 1693 unterzeichnet. Der Grundstein zum Klosterbau wurde im April 1694 gelegt. Am 5. Oktober 1695 zogen bereits 6 Serviten feierlich in das Kloster ein. Der Baumeister des Klosters war der Wiener Enzenhofer.
Bau einer Kirche
Der Enkel des Stifters, Freiherr Maximilian Franz von Sala ließ die Kapelle wegen des großen Zustromes an Pilgern 1706 und 1715 erweitern. Da diese Zubauten aber immer noch zu klein waren, so wurde 1717 der Bau einer Kirche beschlossen. Der Grundstein wurde im Mai gelegt, am 22. August 1718 konnte Propst Michael Führer von St. Pölten drei Altarsteine und die Gruft weihen. Die Ausstattung der Kirche dauerte bis 1757. Der Baumeister der Kirche ist unbekannt, er kam wohl aus dem Schülerkreis von Jakob Prandtauer.
Erweiterung des Klostergebäudes
1721 wurde ein KIosterumbau bzw. Erweiterungsbau in Angriff genommen, der im Jahre 1750 abgeschlossen war. 1762/63 kam es zum Zubau des Bibliothek- und Sakristeitraktes durch Matthias Munggenast.

Blütezeit
In der Mitte des 18. Jahrhunderts erlebte das Kloster seine BIütezeit. Das Noviziat war nach Jeutendorf verlegt worden, und so lebten bis zu 20 Patres im Konvent. Die Lage änderte sich jedoch schlagartig, als Kaiser Joseph II. die Wallfahrt verbot und zahlreiche Klöster aufhob. Dem letzten Besitzer vom Schloß Jeutendorf aus der Familie der Sala, Ferdinand von Sala, einem hohen Staatsbeamten, ist es zu verdanken, daß die Serviten in Jeutendorf verbleiben durften. Im März 1784 wurde im Zuge der josephinischen Reformen auch die Pfarre Jeutendorf gegründet; die Ortschaften Jeutendorf und Mauterheim wurden von Kapelln, Untergrafendorf und Schildberg von Böheimkirchen abgetrennt.
Zerstörung des Klosters und Wiederaufbau
Eine schwere Prüfung hatte das Kloster im Kriegsjahr 1809 zu bestehen. Herumstreunende militante Gruppen, sogenannte Marodeurs, steckten im Mai die Kirche, das Kloster und die Ortschaft in Brand. Dieser Brand zerstörte den Turm, die Dächer und die Sakristei. Das Kloster erholte sich nur langsam von dieser Katastrophe. Erst um 1840 waren die ärgsten Mängel behoben. Von den Renovierungsarbeiten sei noch jene von 1965 erwähnt. Dem damaligen Prior P. Albert Guggenberger ist es zu danken, dass in letzter Minute die vom Holzwurm morschen Altäre vor dem Zerfall gerettet wurden; die ursprüngliche Farbenharmonie des Kirchenraumes wurde dabei entdeckt und wiederhergestellt. So war der Innenraum der Kirche ausgezeichnet renoviert.
Serviten müssen Jeutendorf verlassen
Leider mussten die Serviten im Jahre 1978 aus Mangel an jungen Nachwuchskräften die Kirche und das schon sehr schadhafte Klostergebäude der Diözese St. Pölten abgeben.

Gründung des Karmel Mater Dolorosa
In der Folge trat Bischof Zak an die Karmelitinnen von Mariazell mit der Bitte heran, eine Tochtergründung im leerstehenden Servitenkloster vorzunehmen. Die erste Delegation von Schwestern, die zur Besichtigung der Anlage kamen, fanden sich in der Klosterkirche zugleich begrüßt von der Heiligen Teresa von Avila, die links über dem Hochaltar thront, mit ihrem brennenden, von der Liebe Gottes durchbohrten Herzen in ihrer Hand. Da wussten die Schwestern, dass es ihre heilige Mutter selber war, die sie hierhergerufen hatte. Auf die Zusage der Schwestern konnte 1980 die kanonische Errichtung des „Mater-Dolorosa-Karmel" in Jeutendorf erfolgen. Eine großzügige Renovierung und Adaptierung des Klostertraktes erfolgte in den folgenden 5 Jahren.
Einzug von 6 Gründungsschwestern und 2 Novizinnen
Am 15. September 1985, anlässlich und zum Gedenken an das 200-Jahr-Jubiläum der Diözese St. Pölten, zogen fünf Gründungsschwestern aus dem Karmel von Mariazell und eine aus dem Karmel Graz, sowie zwei Novizinnen in das renovierte Kloster ein. Von ihrem Gebet und ihrem Leben der Hingabe erhoffte man sich eine Erneuerung und geistliche Befruchtung für die ganze Diözese.
Änderung des Ortsnamens in Maria Jeutendorf
Am 18. September 1988 - dem Haupt- und Titelfest der Kirche – wurde die Namensänderung von Pfarre und Ortschaft von Jeutendorf auf, Maria Jeutendorf" feierlich promulgiert.
Die Karmelgemeinschaft in den Jahren seit der Gründung
In den Jahren nach der Gründung legten insgesamt 7 Schwestern, die hier eintraten, die ewige Profess ab. Im November 2021 starb die letzte Gründungsschwester Sr.Maria Cordis. Momentan (im Herbst 2023) leben 8 Schwestern mit endgültigen Versprechen, eine Professnovizin und eine Postulatin im Kloster.